Die Koloskopie

Für die Durchführung einer Darmspiegelung gibt es eine ganze Reihe von wichtigen Indikationen. Die zur Zeit Wichtigste ist sicherlich die zur Früherkennung und gegebenenfalls auch zur endoskopischen Prävention von Colonkarzinomen. Das Colonkarzinom stellt in Deutschland nach dem Bronchialkarzinom die zweithäufigste aller Krebserkrankungen dar.

 
Das Karzinom
Der Weg bis zur Entstehung eines Karzinoms verläuft in der Regel über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren. Dabei hängt die Prognose des Patienten entscheidend vom Tumorstadium bei der Diagnosestellung ab. Dabei ist es bedeutsam, dass eigentliche Frühwarnzeichen fehlen und es nur durch Stuhlbluttestung und endoskopische Massnahmen möglich ist, den Krebs und seine Vorboten frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls durch eine Polypenabtragung zu verhindern.
In Deutschland hat sich das Auftreten kolorektaler Karzinome von 1960 bis 1980 verdoppelt, es steht derzeit an zweiter Stelle. Es kam 1996 in Deutschland zu über 50.000 Neuerkrankungen, an Dickdarmkarzinom versterben jährlich fast 35.000 Menschen. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass ab dem 50. Lebensjahr sich der Eintritt einer neuen Erkrankung und die Sterblichkeitsziffer mit jeder Lebensdekade verdoppeln. Weitere wichtige Indikationen zur Durchführung einer Dickdarmspiegelung sind die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, dabei ihre Diagnose und Verlaufskontrollen. Dies gilt insbesondere auch für die Colitis ulcerosa, da diese mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergeht. Eine weitere Indikation ist die Erkennung von Dickdarmdivertikeln. Das Wissen darum hilft bei der Diagnosestellung unklarer Bauchschmerzen und zum Einleiten einer adäquaten Behandlung.
Risiken einer Dickdarmspiegelung?
Bei der routinemässigen Dickdarmspiegelung sind die Risiken nicht zu vernachlässigen. Sind im Darm Dickdarmdivertikel, können diese - wird die Untersuchung nicht sorgfältig und von einem geübten Untersucher durchgeführt - ein kleines Risiko zur Darmverletzung darstellen. Ein weiteres Risiko stellt die Abtragung von Polypen dar. Auch hier hängt das Risiko in hohem Ausmaß von der Qualifikation des Untersuchers ab, natürlich auch von Größe, Blutversorgung und auch der Lage des Polypen. Bei der hohen Zahl von Dickdarmuntersuchungen, die in meiner Praxis durchgeführt werden - einschließlich häufiger invasiver Eingriffe wie Polypabtragung -stellt eine Nachblutung nach Polypabtragung ein außerordentlich geringes Risiko dar, ebenso eine Darmperforation nach Abtragung sehr großer Polypen oder Polypenrasen.
Klinische Symptome, besonders beim Colonkarzinom
Hier steht die Prüfung auf okkultes Blut an erster Stelle, ein positiver Test ist immer eine zwingende Indikation zur Dickdarmspiegelung. Je nach Lokalisation des möglichen Dickdarmtumors klagen Patienten häufig über rektalen Blutabgang, einen Wechsel der Stuhlgewohnheiten und einen unklaren Gewichtsverlust oder unklare Bauchschmerzen. Häufig kommt dazu im Labor auch eine Eisenmangelanämie. Klinische Symptome, die bereits in primär kurablen Stadien zur Diagnose führen, gibt es beim kolorektalen Karzinom nicht. Deshalb ist es dringend erforderlich, auch bei anhaltenden unspezifischen abdominalen Beschwerden zur eindeutigen Beurteilung der Dignität eine komplette Dickdarmspiegelung durchzuführen.
Unabhängig davon empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen auch eine hohe Koloskopie ab 45 Jahren, falls Verwandte 1. Grades an einem kolorektalen Karzinom erkrankt sind oder waren.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen machen sich häufig durch Durchfallattacken, Blut- und Schleimauflagerungen am Stuhl bemerkbar. Hier gibt es häufig keine wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zu einem bösartigen Dickdarmkrebs. Entzündungen von Dickdarmdivertikeln lokalisieren sich häufig im linken Unterbauch, strahlen aber auch gelegentlich nach rechts aus und sind in der Regel deutlich umschrieben. Es sei auch noch erwähnt, dass es zur Dickdarmspiegelung zurzeit noch keine Alternative gibt. Die sogenannte virtuelle Koloskopie steckt noch in den Kinderschuhen und ist auf wenige Zentren begrenzt; wird dabei ein pathologischer Befund erhoben, ist dann doch noch eine "klassische Dickdarmspiegelung" erforderlich.
Auch das Dickdarm-Röntgen ist heute zu einer Rarität geworden, da mit dieser Methode die Ergebnisse der direkten endoskopischen Dickdarminspektion bei weitem nicht erreicht werden und unabhängig davon die Patienten sich ebenso wie zur Spiegelung vorbereiten müssen.
Untersuchungsablauf
Die Patienten erhalten an unserer Rezeption oder von ihrem Hausarzt die Vorbereitungsmedikamente zur Darmspülung, dies sind in erster Linie abführende Medikamente, die mit reichlich (3 bis 4 Liter) Wasser eingenommen werden müssen. Sollte es sich um ältere oder hinfällige, allein lebende Menschen handeln, kann die Vorbereitung zur Dickdarmspiegelung auch auf unserer Belegstation im Alice-Hospital vorgenommen werden. Zum genauen Vorbereitungsablauf verweise ich auf den speziellen Teil: Vorbereitung.
Die Untersuchung wird in der Regel mit einer Prämedikation durchgeführt (Dolantin und Midazolam). Die Kombination von diesen beiden Mitteln bewirkt, dass der Patient die Untersuchung kaum wahrnimmt und sich sehr häufig auch nicht mehr an den Untersuchungsablauf erinnert. Eine Vollnarkose, wie gelegentlich anderswo durchgeführt ist abzulehnen, da hier die Schmerzempfindung des Patienten komplett ausgeschaltet ist und ein erhöhtes Komplikationsrisiko besteht. In der Regel dauert eine komplette Koloskopie, bei der fast immer auch noch das in den Dickdarm mündende Endteil des Dünndarms inspiziert wird (terminales Ileum) 15 Minuten. Bei Abtragung von Polypen in gleicher Sitzung kann sich diese Zeit natürlich verlängern. Neben dem Arzt, der das Gerät führt, stehen in unserer Praxis speziell ausgebildete Krankenschwestern und Arzthelferinnen zur Verfügung, von deren Geschicklichkeit und Erfahrung der Untersuchungsgang auch wesentlich mitbestimmt wird.
Unsere Mitarbeiter nehmen regelmässig an Fortbildungsveranstaltungen für Endoskopiepersonal teil und sind entsprechend auch qualifiziert. Nach Beendigung der Untersuchung werden der Patient oder sein Begleiter über den Befund informiert, ein ausführlicher Bericht mit dem histologischen Ergebnis der während der Untersuchung entnommenen Gewebeproben geht dann direkt dem überweisenden Arzt zu.